Das Prinzip der Osteopathie bezieht sich zum einen auf die Beweglichkeit des Körpers in seiner Gesamtheit, zum anderen auf die Eigenbewegungen der Gewebe, der einzelnen Körperteile und Organsysteme sowie deren Zusammenspiel. Jedes Körperteil, jedes Organ benötigt zum optimalen Funktionieren viel Bewegungsfreiheit.

Ist die Beweglichkeit eingeschränkt, entstehen aus Sicht der Osteopathie zunächst Gewebespannungen und darauf folgend Funktionsstörungen. Die Summe dieser Fehlfunktionen kann der Organismus aus Sicht der Osteopathie nicht mehr kompensieren – es entstehen Beschwerden.

Wie erfolgt eine osteopathische Behandlung?

Unser Organismus besteht aus unzähligen Strukturen, die alle direkt oder indirekt miteinander zusammenhängen. Den Zusammenhang stellen die Faszien her, dünne Bindegewebshüllen, die jede Struktur umgeben und gemeinsam eine große Körperfaszie bilden. Bewegungseinschränkungen und Fehlfunktionen können sich aus Sicht der Osteopathie über die Faszien verbreiten und sich an einem anderen Ort des Körpers durch Beschwerden zeigen.

Die Feststellung einer Dysfunktion setzt langes und intensives Training des Tastvermögens voraus. Die osteopathische Behandlung erfolgt mit eigens entwickelten osteopathischen Techniken. Ziel ist, es dem behandelten Menschen zu ermöglichen, durch Verbesserung der Beweglichkeit der betroffenen Struktur, sich selbst auf natürliche Art und Weise ins Gleichgewicht zu bringen.

Jede neue Therapiesitzung wird individuell auf die Symptome des Patienten abgestimmt. Der genaue Verlauf der Behandlungen ist von dem Einzelfall abhängig.

Osteopathie beschränkt sich nicht auf die Behandlung einzelner Symptome, sondern sieht immer den Menschen als Ganzes.

Viszerale Osteopathie

Das lateinische Wort "viscera" bezeichnet die Eingeweide, also die inneren Organe. Sind diese Organe – beispielsweise das Herz, der Magen, die Leber oder der Darm – das Ziel der Behandlung, spricht man von viszeraler Osteopathie.

Die meisten inneren Organe werden vom Bindegewebe des Bauchfells umhüllt und sind auch direkt über Bindegewebsstrukturen mit anderen Organen verbunden.
Sie besitzen zum einen eine beachtliche Mobilität, also die Eigenschaft, bewegt zu werden, beispielsweise durch die Atmung, aber auch in Form von krankhaften Senkungen.
Weniger bekannt ist, dass die menschlichen Organe auch eine Motilität aufweisen: die Fähigkeit zur aktiven Bewegung. Der Ursprung dieser unwillkürlichen Rhythmik unserer Organe ist unklar, doch kann ein Osteopath diese feinen Eigenbewegungen ertasten.

Bei einer Störung der Motilität regt eine osteopathische Behandlung die Vitalität des Organs an und aktiviert die Selbstheilungskräfte. Bewegungseinschränkungen werden ebenso aufgehoben wie Mängel oder Ausfälle in der Durchblutung, der nervalen Versorgung und der Flexibilität des Organs.

Darüber hinaus nimmt die viszerale Osteopathie die Verbindung zu den anderen Organen in den Blick, sowohl über Bänder (ligamentär) als auch über das Bindegewebe (faszial). Anheftungen der Organe werden mobilisiert, Verklebungen gelöst, und gestautes Gewebe wird wieder ausreichend mit Körperflüssigkeit versorgt. So wird die Beweglichkeit sämtlicher innerer Organe und des sie umhüllenden und stützenden Muskel- und Bindegewebes wieder in den wünschenswerten Zustand versetzt.

Craniosacrale Osteopathie

Aus den beiden lateinischen Wörtern für Schädel ("cranium") und Kreuzbein ("sacrum") leitet sich der Begriff craniosacrale Osteopathie ab: Sie nimmt das zwischen diesen beiden Polen befindliche craniosacrale System ins Visier.

Bestandteile des craniosacralen Systems sind also die Schädelknochen und das darunter befindliche Gehirn, die Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit, die Hirn- und Rückenmarkshäute sowie das Kreuzbein.

In den 1930er Jahren beschäftigte sich William Sutherland intensiv mit diesem System und entwickelte die Grundlagen der craniosacralen Methode, die von John Upledger weiterentwickelt wurde.

Wesentlich ist hierbei die Beobachtung, dass die Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit in einem regelmäßigen Rhythmus pulsiert. Diese Bewegung, den sogenannten Liquor-Puls, der unabhängig vom Atemrhythmus ist, ertastet der Osteopath und beeinflusst ihn durch sehr sanfte Techniken.

Auf diese Weise werden Blockaden der natürlichen Bewegungsspielräume aufgespürt und beseitigt. Die ursprüngliche Beweglichkeit des Gewebes und der Organe wird wiederhergestellt, was in der betroffenen Körperregion zu einem Relaxationseffekt führt: Die Gewebespannung wird reduziert, und es kommt zu einer Verbesserung der zuvor diagnostizierten Symptome.

Fast jede osteopathische Behandlung enthält craniosacrale Elemente mit ihren entspannenden und lösenden Effekten.

Parietale Osteopathie

Die Bedeutung des Wortes parietal ("zur Organ- oder Körperwand gehörig") führt im Falle der parietalen Osteopathie nicht unbedingt weiter: Sie richtet sich auf das Muskel-Faszien-Skelett-System.

Die parietale Osteopathie befasst sich also mit den Bändern, Muskeln und Faszien sowie den Knochen und Gelenken des menschlichen Körpers. Sie ist die traditionelle Basis der osteopathischen Behandlungsformen: Es war eine der wesentlichen Erkenntnisse des Osteopathie-Begründers Andrew Still, dass sich durch das Lösen von Gelenkblockaden insbesondere an der Wirbelsäule die Selbstheilungskräfte des Körpers stärken lassen.
Hat der Osteopath eine Einschränkung des Bewegungsapparats ausgemacht, kann er diese durch gezielte Impulse korrigieren. Dadurch wird ein neues statisches und dynamisches Gleichgewicht im Körper etabliert.

Die Stelle, an der sich die Symptome zeigen, ist dabei jedoch häufig nicht die Stelle der Ursache dieser Beschwerden. Schwindelgefühle oder Ohrgeräusche können beispielsweise durch einen blockierten Halswirbel bedingt sein, Herzschmerzen durch eine Blockade an der Brustwirbelsäule. Probleme an der Lendenwirbelsäule können sich in Verdauungsbeschwerden manifestieren, und ein verstauchtes Fußgelenk kann chronische Kopfschmerzen verursachen.

Am Beginn jeder osteopathischen Behandlung steht daher eine sorgfältige und umfassende Anamnese. Nur auf dieser diagnostischen Basis kann die parietale Osteopathie Beschwerden des Bewegungsapparats vollständig und nachhaltig beheben.

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